Es war einmal ein Misanthrop, der mit einem Flugzeug
flog.
Dort erblickt er eine Frau, so lieblich und zart wie der
Morgentau.
Augenblicklich schießt es ihm durch seinen Schädel:
„Mann-was für ein süßes Mädel!“
Doch widerstrebt es ihm, Sie anzusprechen, gar
anzufassen,
will er doch die Menschen weiter hassen.
Er fragt sich stattdessen, was geht da in ihm vor,
derlei Gefühle waren ihm fremd- bis heute,
und das in Gegenwart der Leute!
Wie peinlich, er ertappt sich selbst, er schaut erst weg,
dann schaut
er heimlich immer wieder zu der Frau, „verdammt“-denkt er, „so
weit ist es schon gekommen, das ich nicht mal mehr mit selber trau! „
Was gibt es für den passionierten Menschenhasser
unerträglicheres, als derlei
Unangebrachte Empfindungen zu registrieren- da kann man
sich ja nur blamieren!
Doch was bleibt unserem Freund, dem Misanthropen anderes
übrig,
als Gefühle zuzulassen und das Feld des Hasses zu
verlassen-
wenn auch in gemäßigtem Tempo.
Über Stunden, 6 an der Zahl ist der Metallvogel mitsamt
seiner Menschenfracht nun schon in luftiger Höhe unterwegs, während unser aller
Lieblings- Menschenfeind mit sich kämpft und mit sich ringt, und aus lauter
Verzweiflung einen Kaffee nach dem andern trinkt.
Soll er Sie ansprechen, womöglich sogar nach ihrem Namen
fragen,
soll er es lassen oder soll er es wagen ?
Während er so dasitzt und sinniert, meldet sich plötzlich
seine Blase,
der Kaffegenuss fordert seinen Preis, sodann macht er
sich auf Richtung
stiller Ort, dort angekommen, fällt er die Entscheidung:
Sobald er
zurückkehrt, spricht er Sie an und ergreift das Wort!!
Zurück aus der Kabine, erleichtert und mit Tatendrang im
Gepäck,
erwartet ihn zu allererst ein Riesenschreck!
Was muss er da sehen, was müssen seine müden Augen erblicken?
Das schöne Mädchen ist nicht länger allein, der Sitz
neben ihr ist nicht mehr frei, unserem Misanthrop entfleucht ein Schrei- ein
leiser.
„Da ist man ein Mal weg um sich zu
sammeln und was wegzutragen, kaum ist man zurück an Ort und Stelle um das Undenkbare zu wagen,
ist bereits die Konkurrenz am werben- ich wünschte, alle Menschen würden
sterben!“
Nach einer heftigen, aber kurzen Mord-Phantasie beruhigt
sich unser Freund schnell wieder, sinkt müde und bestätigt in seinem Sitz hernieder.
Hier sein letzter trotziger Gedanke, bevor der Schlaf ihn
übermannt:
„ Ich weiß schon, warum ich alle Menschen hasse und niemand in mein Herz reinlasse. Der Schmerz der Enttäuschung ist zu groß, das ist es nicht
wert,da steck ich meine Leidenschaft doch lieber in andre Dinge, wie zum Beispiel in meinen alten Benz- ein edles Gefährt. Von ihm wurd ich noch nie verletzt!“
Und die Moral von der Geschichte:
Zuviel Kaffee ist gar nicht gut!