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Montag, 30. April 2012

Der Misanthrop


Es war einmal ein Misanthrop, der mit einem Flugzeug flog.
Dort erblickt er eine Frau, so lieblich und zart wie der Morgentau.
Augenblicklich schießt es ihm durch seinen Schädel:
„Mann-was für ein süßes Mädel!“

Doch widerstrebt es ihm, Sie anzusprechen, gar anzufassen,
will er doch die Menschen weiter hassen.
Er fragt sich stattdessen, was geht da in ihm vor,
derlei Gefühle waren ihm fremd- bis heute,
und das in Gegenwart der Leute!

Wie peinlich, er ertappt sich selbst, er schaut erst weg, dann schaut
er heimlich immer wieder zu der Frau, „verdammt“-denkt er, „so weit ist es schon gekommen, das ich nicht mal mehr mit selber trau! „

Was gibt es für den passionierten Menschenhasser unerträglicheres, als derlei
Unangebrachte Empfindungen zu registrieren- da kann man sich ja nur blamieren!
Doch was bleibt unserem Freund, dem Misanthropen anderes übrig,
als Gefühle zuzulassen und das Feld des Hasses zu verlassen-
wenn auch in gemäßigtem Tempo.

Über Stunden, 6 an der Zahl ist der Metallvogel mitsamt seiner Menschenfracht nun schon in luftiger Höhe unterwegs, während unser aller Lieblings- Menschenfeind mit sich kämpft und mit sich ringt, und aus lauter Verzweiflung einen Kaffee nach dem andern  trinkt.

Soll er Sie ansprechen, womöglich sogar nach ihrem Namen fragen,
soll er es lassen oder soll er  es wagen ?

Während er so dasitzt und sinniert, meldet sich plötzlich seine Blase,
der Kaffegenuss fordert seinen Preis, sodann macht er sich auf Richtung
stiller Ort, dort angekommen, fällt er die Entscheidung:
Sobald er zurückkehrt, spricht er Sie an und ergreift das Wort!!

Zurück aus der Kabine, erleichtert und mit Tatendrang im Gepäck,
erwartet ihn zu allererst ein Riesenschreck!

Was muss er da sehen, was müssen seine müden Augen erblicken?
Das schöne Mädchen ist nicht länger allein, der Sitz neben ihr ist nicht mehr frei, unserem Misanthrop entfleucht ein Schrei- ein leiser.

„Da ist man  ein Mal weg um sich zu sammeln und was wegzutragen, kaum ist man zurück an Ort und Stelle um das Undenkbare zu wagen,
ist bereits die Konkurrenz am werben- ich wünschte, alle Menschen würden sterben!“

Nach einer heftigen, aber kurzen Mord-Phantasie beruhigt sich unser Freund schnell wieder, sinkt müde und bestätigt in seinem Sitz hernieder.

Hier sein letzter trotziger Gedanke, bevor der Schlaf ihn übermannt:

„ Ich weiß schon, warum ich alle Menschen hasse und niemand in mein Herz reinlasse. Der Schmerz der Enttäuschung ist zu groß, das ist es nicht wert,da steck ich meine Leidenschaft doch lieber in andre Dinge, wie zum Beispiel in meinen alten Benz- ein edles Gefährt. Von ihm wurd ich noch nie verletzt!“

Und die Moral von der Geschichte:

Zuviel Kaffee ist gar nicht gut!

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