Eines Abends dachte ich mir:“ Schreibste einen
Text über das Theater.“
Da gibt es nur ein kleines Problem.
Ich war in meinem Leben schätzungsweise dreimal im Theater.
Also nicht gerade die besten Voraussetzungen
für mein Vorhaben.
„Noch lange kein Grund es zu lassen“, dachte ich mir
und nach kurzer Überlegung fiel mir etwas auf.
Ist nicht das ganze Leben Theater?
Spielen wir nicht alle unsere Rollen?
Der eine spielt Sie nahezu perfekt, der andere
eher laienhaft.
Doch jeder von uns steht auf seiner eigenen
Bühne.
Manche Rolle wird uns quasi mit unserer Geburt
auf den Weg gegeben,
viele Rollen dagegen suchen wir uns selbst aus.
Wenn man sich einmal die Mühe macht und in
einer ruhigen Minute nachzählt,
wie viele Rollen man im eigenen Leben inne
hat, wird es den einen oder anderen
am Ende überraschen.
Beispiel gefällig?
Bei mir sind es zum Beispiel: Sohn, Bruder,
Freund, Lebenspartner, Bekannter,
Vertrauter, Geheimnis- Bewahrer, Konsument,
Zuhörer, Redner, Fan, Patient
und jetzt bin ich gerade in der Rolle des
Poeten.
Und dafür musste ich nicht mal lange
überlegen, wie viele Rollen würde ich noch finden,
suchte ich noch etwas gründlicher?
Was wiederum weitere Frage aufwirft:
Wer bewertet unsere schauspielerischen
Leistungen auf den Brettern, die das Leben bedeuten?
Welche Rollen schaden uns vielleicht eher, als
das Sie uns nützen? Und wer sagt uns das?
Wer schreibt die Drehbücher unserer aller
Leben?
Wer achtet darauf, dass wir unsere Texte nicht
vergessen?
Aber meiner Meinung nach die wichtigste Frage
lautet:
Wer schützt uns davor, uns in den Abgründen
und Tiefen unserer Rollen nicht selbst
zu verlieren und womöglich nie wieder zurückzukehren,
zu dem was und wer wir wirklich sind?
Ein schrecklicher Gedanke, vor lauter Rollen
nicht mehr sein wahres Ich erkennen zu können!
Aber jetzt frag ich mal in die Runde: „ Wer
kennt das schon?“
Wer kennt sein wahres ich?
Ich jedenfalls nicht.
Das herauszufinden, ist sowas wie ne
Lebensaufgabe für mich.
Ich beneide jeden, der da weiter ist als ich.
Wenn die letzte Vorstellung gespielt, der
letzte Scheinwerfer erloschen
und auch der letzte Zuschauer gegangen ist,
werde ich es erfahren.
Vielleicht.
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