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Sonntag, 15. April 2012

Die Liebe ist ein wildes Tier

Die Liebe ist ein wildes Tier, Sie scharrt mit ihren Hufen in ihrem viel zu engen Gefängnis,
Sie fletscht ihre Reißzähne weil Sie schon viel zu lange weggesperrt war.
Ich glaubte, durch die Zeit in ihrem Käfig würde Sie alt, grau und zahnlos werden,
von ihr ginge keinerlei Gefahr mehr aus, weder für mich, noch für andere.

Doch das erwies sich als Irrtum. Ein Irrtum, für den ich noch dankbar sein sollte.
Es gab Zeiten, da waren wir treue Gefährten, beinahe Freunde.
Ich liebte Sie, meine Liebe. Weil Sie in ihrer Unbeherrschbarkeit beherrschbar schien.
Weil Sie mich aus meiner bekannten Welt riss.

Sie zog mich in ein Universum, in dem alles anders war.
 „Besser“ beschreibt es nicht annähernd.
Viele Sommer, viele Monde wanderte Sie mit mir durch mein Leben.
Sie wandelte des Öfteren ihre Form, ihre Ausläufer reichten tief in Land und Wald.
Es gab Zeiten, da war Sie verschwunden, doch vermisste ich Sie nie, weil Sie immer wiederkehrte.

Dann kam der Tag, an dem ein anderes Etwas sich in mir erhob.
Dieses namenlose Nichts war hungrig und verschlang langsam und unmerklich alles,
auch meine Liebe.
Es verschlingt gern substanzielle Dinge, es war unaufhaltsam.

Viele Jahre hat es gewütet, manchmal still wie eine Seuche, manchmal lauter
wie ein Gewitter in dem es nichts als Tränen der Verzweiflung regnet.
Das Ding blieb, bis es auch den letzten Rest in sich aufgenommen und in
Leere verwandelt hatte.

Doch was es nicht ahnte war, dass in alldem Gewühl etwas überlebt hatte.
Schwach, fast nicht wahrzunehmen, dennoch existent.
Ein Tier, in seiner Wildheit nicht beschnitten.
Ein Wunder, dass es überlebte.

Zunächst bemerkte ich es nicht, wunderte mich all die Jahre doch in stiller Trauer-
Wo war es geblieben?
Als ich weit entfernt das Scharren höre, erst leise, dann immer lauter,
bahnt sich keine Freude in mein Herz, doch eher Formen der Angst vor dem Unbekannten.

In kleinen Schritten, lerne ich dich das wilde, so unbeugsame Tier wieder an meiner Seite
zu akzeptieren. Zu verstehen, dass es wieder da ist, fällt noch schwer,
ungläubig und staunend wie ein Kind lässt mich diese Tatsache zurück.
Als es noch ein fester Bestandteil meins alten Lebens war, vergrub es seine Fänge oft in mir.

Heute wird mir klar, es gehört zu meinem Leben, wandelt mit der Zeit Gestalt und Erscheinen,
ändert Gefühle, ob gut oder schlecht, es hat nie gelernt zu unterscheiden geschweige denn
zu bewerten. Das musste es nie und wird es auch nie müssen.
Allein ich lebe mit dieser unsichtbaren Kreatur, die zahllos beschrieben, gehasst, geliebt
und missverstanden wurde.

Jeder Mensch lebt mit diesem wilden Tier in seinem Herzen.
Meines hat gelitten wie ein ebensolches und ist nicht verstorben.
Es hat überdauert. Als der Dämon weiterzog und nichts als seine Spur hinterließ,
stieg es aus den Tiefen auf und alles was ich vernahm, war Gebrüll- Raubkatzengleich.

Kann seine neue Kraft noch nicht ermessen, kann nur ahnen was da kommt.

Der Schlüssel liegt sanft und schwer in meiner Hand.
Ich drehe ihn im Schloss herum, die Tür springt auf.
Alles was ich spüre, ist ein Luftzug, der an mir vorübergleitet und verweht.
In der Ferne ein Fauchen.

Ich lächle…

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